Bestandsentwicklung

Anfänge der Fledermausforschung in Höhlen

Die ersten Aufzeichnungen zu Fledermausbeobachtungen und bestimmten Arten in Bayern verfasste A.J. Jäkel im Jahr 1860. Die Fledermausforschung in Bayern erreichte aber erst ab 1940 durch den Zoologen Wilhelm Issel und den Biologen Anton Kolb an der Uni Erlangen neue Dimensionen. Issel und Kolb widmeten sich hauptsächlich Verhaltensbeobachtungen, z.B. Nahrung, Fortpflanzung, bevorzugte Quartiere.
Im Winter 1953/54 begannen die Zoologen Dr.Kraus und Dr.Gauckler erstmalig in einigen ausgewählten Höhlen Nordbayerns mit einem regelmäßigen Monitoring der Fledermäuse in ihren Winterquartieren. Die Fledermäuse befinden sich dann im Tiefschlaf und können visuell gezählt und artenbestimmt werden.
Die im Winter feststellbaren Gesamtzahlen sind nur ein Bruchteil des tatsächlichen Vorkommens. Aber die konstante Art der Erfassung ist trotz der natürlich bedingten Schwankungen für die feststellbaren Arten ein guter Indikator für die Entwicklung der Gesamtpopulationen. Ebenso tragen die regelmäßigen Kontrollen der Winterquartiere zum Schutz derselben bei. Manche Fledermausarten können in den Winterquartierhöhlen gar nicht oder nur selten nachgewiesen werden, da sie andere Quartiere nutzen oder so tief versteckt sind, dass sie übersehen werden. Hier werden die Bestände aus anderen Nachweisen, z.B. Beobachtungen von Wochenstuben und Fledermauskästen, statistisch ermittelt.

Dramatischer Rückgang der Fledermaus-Populationen gegen Ende der 60er Jahre

Ende der 60er Jahren wurde bei den Fledermausbeobachtungen ein dramatischer Rückgang der heimischen Fledermausbestände festgestellt, der über die gesamten 70er Jahre seinen Tiefpunkt hatte. Dies wird auf den damaligen intensiven Einsatz von DDT als Insektenvernichtungsmittel, aber auch auf Monokulturen in Land- und Forstwirtschaft, sowie auf unwissentliche Zerstörung zahlreicher bedeutender Sommer-, Schwarm- und Winterquartiere der Fledermäuse zurückgeführt. Manche Arten - wie z.B. die Kleine Hufeisennase - sind in Nordbayern trotz der Schutzprogramme bis auf wenige Einzelexemplare oder Gruppen ausgestorben.

Fledermausschutz-Maßnahmen

Der dramatische Rückgang der Fledermausbestände wurde damals auch sehr deutlich von Höhlenforschern bei ihren Beobachtungen in den Höhlen wahrgenommen. 1978 startete die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken mit Schutzbemühungen (z.B. dem Aufhängen von 500 Fledermauskästen) und mit einer systematischen jährlichen Bestandserhebung zu den in Höhlen überwinternden Fledermausarten und ihrer Quartiere im Fränkischen Jura. 1985 gründete der damalige Regionalverband Nordbayerischer Höhlenforscher den bis heute bestehenden, vereinsübergreifenden Arbeitskreis Fledermausschutz, über den die » Fledermaus-Winterkontrollen in ca. 200 Winterquartierhöhlen in Nord- und Südbayern organisiert sind, und der die zuständigen behördlichen Stellen im Bestandsschutz der Winterquartier-Höhlen und der Fledermauspopulationen unterstützt. 1985 wurden vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU, Augsburg) eine nordbayerische und eine südbayerische Koordinationsstelle ins Leben gerufen. (» Link)

EUROBATS

Die alarmierende und von zahlreichen Naturschutzorganisationen erkannte Situation führte 1991 zu einem vertraglichen Abkommen zwischen den EU-Ländern über die Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (EUROBATS). Die strategischen Ziele des Abkommens sind
* die Identifizierung von wichtigen Stätten und Gebieten für den Fledermausschutz,
* die Überwachung des Zustandes und der Entwicklung von Fledermauspopulationen
(sog. Monitoring) sowie
* Studien über das Wanderverhalten der Fledermäuse.

Viele speziell geschulte, ehrenamtliche Helfer aus unterschiedlichsten Organisationen und Verbänden sind seitdem an der systematischen Bestandsüberwachung beteiligt. Es werden dabei jährlich einige tausend Objekte (Keller, Brücken, Burgen, Kirchendächer, Scheunen, ..) beobachtet und betreut. Auch die jährlich ca. 200 Fledermaus-Winterkontrollen der bayerischen Höhlengruppen sind heute Teil des Monitoring-Programmes.

Fledermauspopulation heute

Ab Mitte der 1980er Jahren erlebte das Fledermausvorkommen in Bayern wieder einen leichten Aufschwung, der sich in den 90ern kontinuierlich verbesserte. Dies gelang wohl vor allem Dank zahlreicher Schutzprogramme und Aufklärungsarbeiten, die zur Rettung der Fledermauspopulationen Anfang der 80er Jahre gestartet wurden. Einige Arten, wie z.B. das Große Mausohr, haben sich bis heute gegenüber den 1950er Jahren wieder so gut erholt, dass sie in der "Roten Liste" der bedrohten Tierarten in Bayern jüngst von 'stark gefährdet' in die 'Vorwarnstufe' zurückgestuft wurden. Andere Arten zeigen einen eher zaghaften Zuwachs.

Forschungsergebnisse und Informationen zur Bestandsentwicklung der Fledermäuse in Bayern werden u.a. auf der von den KO-Stellen organisierten jährlichen Tagung der Fledermausschützer in Nord- bzw. Südbayern (siehe »Termine) veröffentlicht.

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